Dessous und Reizwäsche sind in oft an Vorbilder aus dem französisch geprägten späten 19. Jahrhundert angelegt, in dem zunehmend ansprechende Wäsche produziert wurde. Dies erklärt auch den häufigen Ursprung einzelner Bezeichnungen für derartige, damals ausschließlich für Frauen konzipierte Wäschestücke aus der französischen Sprache. Während bis weit ins 20. Jahrhundert Unterwäsche von Frauen nach den Gesichtspunkten der Körperformung, beispielsweise mittels Korsetts und später auch Büstenhaltern (BH) und Miedern oder nach hygienischen Maßstäben und der Sittlichkeit auswählten, veränderte sich diese Haltung mit der modischen Entwicklung. Vor deren Einsatz war die weibliche Unterwäsche größtenteils weit geschnitten und praktisch, dies veränderte sich zunehmend hin zu engeren, körpernahen und kleineren Schnitten.
Nach und nach entwickelten die Wäscheproduzenten aus diesen Formen neue Modelle, aber erst in den 1960ern verbreitete sich allmählich die heutige Vorstellung von sexuell ansprechender Unterwäsche. Im 21. Jahrhundert erweiterte die Wäscheindustrie ihre Produktpalette um die sogenannten Dessous-dessus, Wäsche für darunter, die auch darüber getragen werden kann. Unterwäsche wurde nicht mehr sittsam versteckt, sondern durfte zumindestteilweise, beispielsweise die BH-Träger oder Strings auch unter der Oberbekleidung sichtbar sein.
Die Funktion der Reizwäsche geht über den Gebrauchswert von üblicher Unterwäsche hinaus und reicht von im Alltag bequem zu tragenden Dessous bis hin zu Kleidungsstücken, die den Status eines Sexspielzeugs oder je nach Material (wie bspw. Lack oder Latex) eines sexuellen Fetischs annehmen können. Teilweise ist Reizwäsche auch so geschnitten, dass sie beim Geschlechtsverkehr getragen werden kann, ohne dabei zu behindern, wie z. B. die heute gängigen Ouvert-Dessous. Die Einordnung von Kleidungsstücken als Reizwäsche oder Dessous ist abhängig von der individuellen Moralvorstellung und der Einstellung zur Mode sehr subjektiv.
Klasische Dessous und Reizwäsche bestehen üblicherweise aus mindestens zwei zusammenpassenden Teilen, meist einem BH und Slip, die in dieser Kombination als BH Set bezeichnet werden. Funktionale BHs bestehen üblicherweise aus einem Textilgemisch aus Baumwolle, Polyamid und elastischen Fasern wie beispielsweise Elastan. Diese Kombination kommt auch bei erotisierender Wäsche zum Einsatz, darüber hinaus werden jedoch auch Stoffe verwendet, die von ihren Trageeigenschaften nicht als Alltagswäsche konzipiert sind. Hierzu gehören BHs und Slips aus glänzenden oder hochglänzenden Stoffen wie Lack oder Latex, die keine atmungsaktiven Eigenschaften besitzen, und transparenten Stoffen, zum Beispiel Spitze oder Netzstoffen. Sets dieser Art gibt es auch aus sehr harten Materialien wie Edelstahl, Ketten oder Perlen, wie zB. beim Perlenstring und nur einmal zu tragender Wäsche aus essbaren Materialien wie Liebesperlen oder sogenannte Candy-Wäsche.
Die Formen der Sets sind vielfältig und reicht von Bustiers und Torseletts, die einen großen Teil des Torsos bedecken, bis hin zu BHs und Slips ouvert, die beispielsweise die Brustwarzen und die Vulva unbedeckt lassen. Typische Slipformen sind beispielsweise Stringtangas, G-Strings, C-Strings, sowie Micro-Strings, Tangas und Panties, beziehungsweise French Knickers. Eine Zwischenform stellen die Bodysuits dar, die auch als Stringbody angeboten werden.
Zu den verbreiten Accessoires weiblicher Dessous gehören sowohl Strumpfhosen wie auch Strümpfe, die meist aus Nylon bestehen, aber auch als Netzstrümpfe, sogenannte Fishnets angeboten werden. Strümpfe und Strumpfhosen sind häufig gemustert, verfügen wie die klassischen Cuban Heels über eine Naht oder besitzen ein breites Abschlussband aus Spitze. Für Strümpfe kommen neben der ursprünglichen Befestigungsart des Strumpfbandes, das heute meist nur dekorativen Zwecken dient, vor allem Strapse und Strapsgürtel zur Verwendung. Eine weitere Strumpfform verzichtet auf Haltersysteme und ist durch eine Beschichtung des oberen Abschlusses mit Kunststoffen halterlos tragbar.
Aus Nylon oder Netzstoffen bestehende Catsuits haben einen ähnlichen optischen Effekt wie Strümpfe, bedecken aber neben den Beinen häufig auch den ganzen Körper. Eine ähnliche Form ist der Zentai, der üblicherweise aus Lycra besteht und zusätzlich auch den Kopf bedeckt. Diese Form der Wäsche ist vor allem in der Fetsich-Szene zu finden.